Marktbericht 2022: Anleger benötigen Durchhalte-Vermögen

2022 war ein herausforderndes Jahr für Anleger/innen. Die Märkte sind weltweit ins Wanken geraten und sowohl Aktien- als auch Anleihenmärkte haben einen deutlichen Kursrückgang verzeichnet. Unter anderem steigende Zinsen belasten v.a. den Anleihen- und Immobilienmarkt. Im Folgenden geben wir einen Überblick zu den verschiedenen Anlageklassen.

 

1) Aktien:

Inflation, Zinsen, Geopolitik und die Versorgungslage haben die Märkte dominiert. Vor allem Tech- und Growth-Aktien (Wachstumsunternehmen), welche in den vorherigen Jahren stark waren, haben 2022 deutliche Kursrückgänge erlitten. Beispielsweise verzeichnete Meta (ehemals Facebook) und Tesla jeweils ein Minus von ca. 65%. Umso wichtiger ist es, breit diversifiziert anzulegen und keine Einzelrisiken einzugehen. Value-Aktien (günstig bewertete Unternehmen) sind im Vergleich deutlich besser weggekommen.

Bei Betrachtung der globalen Aktienindizes zeigen sich die Kursrückschläge in 2022:

  • USA -15,17% (Index STOXX USA Total Mkt (NR))
  • US Tech-Aktien -33% (NASDAQ)
  • Europa -10,64% (Index STOXX Europe 600 (NR))
  • Asien -11,15% (Index STOXX Asia 1200 (NR))
  • Deutschland -12,35% (Deutscher Aktienindex DAX (TR)). Der MDAX und SDAX haben mehr als doppelt so viel verloren.

Inflation, Zinsen, Geopolitik und die Versorgungslage bleiben auch für 2023 bestimmende Faktoren. Verschiedenen globalen Krisenherden stehen jedoch insgesamt solide Unternehmensbilanzen, relativ stabile Arbeitsmärkte und nur noch wenig Covid-Stress gegenüber. Möglicherweise wechseln sich Euphorie und Ernüchterung dieses Jahr ab. 

Bei den überwiegend negativen Nachrichten der letzten Monate gilt es eines zu bedenken: Die Aktienmärkte eilen der Wirtschaft voraus. D.h. eine mögliche Rezession ist vielleicht bereits voll in die derzeitigen Aktienkurse eingepreist. Daher sollten Anleger nicht zu sehr darauf schauen, was die Wirtschaft in naher Zukunft macht. Entweder der Boden war/ist bereits erreicht und eine Erholung des Aktienmarktes steht an, oder es geht nochmal längere Zeit holprig weiter und die Kurse fallen nochmal eine Etage tiefer, bis diese Erholung dann dennoch kommt. Aus unserer Sicht für langfristig denkende Anleger beides kein Grund zur Sorge, sondern mehr eine Chance günstig nachzukaufen.

Wie immer gilt also: Anleger sollten die Füße stillhalten und langfristig in ihre diversifizierten Portfolios investiert bleiben. Sie benötigen Durchhaltevermögen. Kursrückgänge können strategisch immer als zusätzliche Nachkaufchance genutzt werden. Wir haben unseren Aktiengraph aktualisiert, welcher die Wichtigkeit eines langen Atems unterstreicht (amerikanischer Aktienindex S&P500):

 

2) Anleihen (Renten):

Über die Jahre hinweg sind die Zinsen für Anleihen (festverzinsliche Wertpapiere) an den Märkten gefallen, wodurch die Kurse für bestehende Anleihen am Markt gestiegen sind. 

Denn für Anleihen gilt:

1) Fallen die Zinsen, steigen die Kurse der bestehenden Anleihen am Markt: Weil die bestehenden Anleihen einen höheren Zinssatz bringen als die neu ausgegebenen Anleihen mit niedrigeren Zinssätzen.

2) Steigen die Zinsen, fallen die Kurse der bestehenden Anleihen: Weil die bestehenden Anleihen auf den Märkten weniger Zinsen bringen, als die neu ausgegebenen Anleihen zu höheren Zinssätzen.

Historisch haben sich Aktien und Anleihen häufig unabhängig voneinander entwickelt. Die Anleihen steigen in der Regel, wenn die Aktienkurse fallen, und sind dadurch eine Absicherung und Diversifikation für den Anleger.

Vor einigen Jahren war es nahezu undenkbar, dass eines Tages die Aktienkurse fallen, die Inflation zugleich bei ca. 10% liegt und die Zentralbanken die Zinsen anheben müssen, was wiederrum die Anleihenkurse fallen lässt. Leider ist dieses extrem unwahrscheinliche Szenario v.a. durch den Krieg in der Ukraine, enorme Energiepreissteigerungen und globale Lieferengpässe eingetreten. 

Dies hat sich auf Portfolios mit Aktien und Anleihen negativ ausgewirkt. Aber: In den letzten Jahren gab es durch die sehr niedrigen Zinsen kaum attraktive Investitionsmöglichkeiten am Anleihenmarkt. Künftig ist es jedoch nun wieder möglich, Anleihen mit besseren Zinsen zu erwerben. 

 

3) Immobilien:

Jahrelang sind die Immobilienpreise in Deutschland, v.a. in Großstädten, stark gestiegen. Kommt dies nun zu einem Ende?

Im internationalen Vergleich, z.B. zu London oder Paris, sind die Immobilienpreise in deutschen Großstädten zwar immer noch günstiger, jedoch sind die deutschen Mietrenditen niedriger (Verhältnis von Mietpreisen zu Immobilienpreisen). Und auch beim Verhältnis der Durchschnittseinkommen zu Immobilienpreisen schneidet Deutschland schlechter ab.

Es wird weniger gebaut und Aufträge sind im Vergleich zu Boomzeiten eingebrochen. Baumaterialien sind teurer geworden und leiden unter Lieferengpässen. Die Mietrenditen werden dadurch noch geringer, weil die Kostensteigerungen nicht unmittelbar vollumfänglich in höheren Mieten weitergegeben werden können. Immobilientransaktionen sind bereits zurückgegangen, was historisch oftmals ein Vorbote von fallenden Immobilienpreisen war. 

Steigende Darlehenszinsen erschweren die Finanzierung von Immobilien. Bis vor kurzem lagen diese bei einer 10-jährigen Zinsbindung meist noch bei ca. 1%, mittlerweile bei ca. 4% jährlich. Wenn wir in eine ernsthafte längere Konjunkturkrise geraten, werden die inflationsbereinigten Einkommen der deutschen Haushalte wahrscheinlich erst einmal fallen. Dies wirkt sich zum einen negativ auf die Leistbarkeit eines Immobilienkaufs aus und zum anderen macht es zeitnahe hohe Mietsteigerungen unrealistischer.

 

4) Gold:

Gold ist 2022 in Euro um 5,74% gestiegen. Da Gold in US-Dollar notiert ist, und dieser gegenüber dem Euro deutlich zugelegt hat, fällt diese Rendite lediglich auf die starke US-Währung zurück. In US-Dollar hat Gold nur ein minimales Plus im Jahr 2022 verzeichnet. Langfristig kann Gold nicht mit der Entwicklung von Aktien mithalten, ist jedoch ähnlich schwankungsanfällig. Auf lange Sicht sollten Anleger daher nicht zu viel auf Gold setzen. Das Gute an Gold: Das Edelmetall ist eine gute Krisenwährung und wird immer einen gewissen Wert haben.

 

5) Krypto:

Krypto ist weiterhin mehr ein Spekulations- anstatt Investitionsinstrument, mit welchem manche viel verdient und manche viel verloren haben. Letzteres zeigte sich im vergangenen Jahr, denn Kryptowährungen sind in 2022 massiv gefallen, bspw. Bitcoin und Ethereum haben jeweils ein Minus von mehr als 60% erlitten. Der echte Wert einer Kryptowährung ist nicht festzumachen. NFTs, welche ebenfalls in aller Munde waren, hat es noch schlimmer erwischt.

 

6) Vorsicht vor Finanzpornographie:

Die Preise so mancher Einzelaktien, bestimmter Immobiliensegmente und Kryptowährungen wurde in den vergangenen Jahren von der „Finanzpornographie“ der Medien getrieben. Fehlender Sachverstand und Gier führen zu aufgeblasenen Preisen. Dies bekommen Anleger mit hohen Konzentrationsrisiken in ihren Portfolios (Klumpenrisiken) jetzt zu spüren.

Investoren müssen ihren gesunden Menschenverstand einschalten.

Dies gilt auch bei Menschenfängern, die ständig mit aufreissenden Schlagzeilen und negativen Veröffentlichungen ihr Geschäft machen wollen. Hören Sie nicht auf die Horror-Szenarien von Untergangspropheten, diese gab es schon immer und wird es immer geben.

Die Welt wird sich weiterdrehen, die Menschheit wird sich weiterentwickeln und die Wirtschaft wird langfristig Fortschritte machen. Und davon können Anleger mit langem Atem profitieren. Denn heute wie damals gilt: Haben Sie Durchhalte-Vermögen. Schalten Sie den Börsen- und Medienlärm aus, investieren Sie ruhig und langfristig und lassen Sie Ihr Vermögen von Profis durch die unruhigen Finanzgewässer navigieren.


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